ARBEITEN 4.0

Die 40-Stunden-Woche: Jeden Tag betreten wir das Büro am Morgen und gehen erst wieder, wenn die Sonne beginnt unterzugehen. Zeit für Hobbys und Freunde schieben wir dabei häufig auf das Wochenende, denn zuhause wartet schon die Wäsche auf uns und die macht sich schließlich nicht von allein. Dabei äußern immer häufiger Arbeitnehmer den Wunsch nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance, nach Zeit, die sie damit verbringen können, um mit der Familie oder Freunden vormittags einen Spaziergang im Park machen zu können.

Was utopisch klingt könnte bald schon in Erfüllung gehen: Arbeiten 4.0 verspricht die Revolutionierung des Arbeitsmarkts. Mitarbeiter sollen entlastet werden und Kernarbeitszeiten der Vergangenheit angehören. Während einige in dem Wandel des Arbeitsmarktes eine Chance auf mehr Freiheit und Flexibilität sehen, begegnen andere der Entwicklung mit Skepsis und sehen darin eine Bedrohung für ihren Arbeitsplatz.

Doch, wie ist das mit der neuen Arbeitsweise denn nun wirklich? 

BERUFSBILDER
VERÄNDERN SICH

Vielleicht können Sie sich ja noch an eine Zeit zurückerinnern, in der Klimaanlagen in Autos keine Selbstverständlichkeit waren. Wurde es im Sommer heiß, ließ sich das Fenster nicht wie heute per Knopfdruck öffnen, sondern musste heruntergekurbelt werden. Statt beim Einparken in das Rückfenster zu schauen, blicken wir heute auf einen Monitor, der uns in einer 360° Ansicht unsere Umgebung aufzeigt und hastige Piep Geräusche macht, wenn wir zu wenig Abstand wahren. Und wenn das Auto mal repariert werden muss, führt der Weg nicht wie einst zum Automechaniker, sondern zum Kfz-Mechatroniker. Um schließlich die Problemursache ausfindig zu machen, wird erst einmal zum Laptop gegriffen, statt den Werkzeugkasten auszupacken.

Die rasante technische Weiterentwicklung hat das Berufsbild in der Kfz-Mechatronik grundlegend verändert. Wo früher Handarbeit gefragt war, sind heute Computerkenntnisse und regelmäßige Weiterbildungslehrgänge angesagt. Schon an dieser exemplarischen Ausführung lässt sich der wohl wichtigste Treiber im Arbeiten 4.0 identifizieren: Der digitale Strukturwechsel. Routinemäßige Arbeiten werden zunehmend von Maschinen übernommen, gesucht wird vermehrt nach Arbeitskräften, die wissensbasierte Tätigkeiten ausführen. Der digitale Fortschritt wird durch die wachsende Leistung der IT vorangetrieben. Steigende Anwendungsmöglichkeiten in Robotik und Sensorik sowie ein verbesserter Informationsaustausch basierend auf einem steigenden Vernetzungsgrad gehen damit einher. Insbesondere für Berufsanfänger bedeutet das: Ein langfristiges Bestehen auf dem Arbeitsmarkt wird zukünftig mit lebenslangem Lernen und konstanten Weiterbildungsprozessen verbunden sein. Routinetätigkeiten werden automatisiert und fallen damit weg.

ARBEITEN VON
WO UND WANN
MAN WILL

Cloudtechnologien ermöglichen Arbeitnehmern ungebunden von ihrem Arbeitsplatz Zugriff auf Daten zu erhalten. Immer mehr Arbeitnehmer nutzen diese Möglichkeiten, um Arbeit im Home-Office zu erledigen. Sofern keine Termine und Deadlines verpasst werden, kann der Arbeitnehmer sich dabei die Arbeitszeit selbst einteilen. Beispielsweise könnte so der Vormittag für Freizeitaktivitäten genutzt werden, sofern die verpassten Arbeitszeiten nachmittags oder am Abend nachgeholt werden. Vor allem berufstätige Eltern könnten von dieser flexiblen Zeiteinteilung profitieren und das Berufsleben besser mit dem Privatleben in Einklang bringen. Der Hintergedanke: Wenn Mitarbeiter ihre Work-Life-Balance verbessern, wirkt sich das positiv auf die Lebensqualität und letztlich auch auf die Leistungsfähigkeit aus.

Ein weiteres recht neu aufgetauchtes Arbeitsplatzkonzept ist das Großraumbürokonzept Open-Space. Dabei werden fest zugeteilte Arbeitsplätze von frei wählbaren Plätzen abgelöst. Durch die täglich wechselnden Arbeitsplätze soll die Kommunikation zwischen Mitarbeitern gefördert werden, Arbeitsprozesse transparenter gestaltet werden, und die Kreativität angeregt werden. Erste Testphasen haben bereits gezeigt, dass Open-Space Bürokonzepte die Produktivität von Mitarbeitern steigern konnten. In Deutschland wurde das Konzept bereits in der Microsoft Zentrale in München vollständig adaptiert. Neben der möglichen Produktivitätszuwächse ergibt sich zudem für Unternehmen die Möglichkeit Arbeitsräume effizienter zu nutzen und dadurch Kosten einzusparen. Stößt das Konzept bei Mitarbeitern auf breite Akzeptanz, ergibt sich für das Unternehmen eine Win-Win Situation.

Ein Arbeitskonzept, das vor allem bei Startups und Freiberuflern auf großes Interesse stößt, ist der sogenannte Coworking Space. Coworking Spaces sind Arbeitsplätze, die unverbindlich und zeitlich flexibel angemietet werden können. Das Konzept basiert auf der Idee, dass sich verschiedene Menschen (=Coworkers) an einem Ort zusammentreffen können, um Erfahrungen und Ideen auszutauschen. Der stattfindende Wissenstransfer soll dazu führen, dass die ‚Coworkers‘ von den Fähigkeiten und dem Know-How anderer profitieren können. Die Räumlichkeiten sind für die Förderung der Kommunikation dementsprechend offen gestaltet.  Weiterhin bieten Coworking Spaces unterschiedliche Veranstaltungen an, wie in etwa Startup Events oder Mentoring Programme, um den Ausbau von Kompetenzen zu fördern. Coworking Spaces punkten mit Flexibilität und einer inspirierenden Arbeitsatmosphäre, in der Zusammenarbeit gefördert wird und neue Geschäftsideen entstehen können.

RISIKEN

Die mit der Arbeit 4.0 einhergehende Flexibilität hinsichtlich der Arbeitsplatz- und Arbeitszeitauswahl birgt die Gefahr, sich potentiell negativ auf die Work-Life-Balance, und damit auf die Zufriedenheit, auszuwirken. Dabei drohen die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben zu verschwimmen. Ständige Erreichbarkeit hat seinen Preis, der auf Kosten der psychischen Gesundheit gehen kann. Ob Erreichbarkeit sich zum Vorteil oder zum Nachteil der Arbeitnehmer entwickeln wird hängt vor allem an der Ausgestaltung der Arbeitsweise ab.

Auch das Arbeiten in Teams wird mit Arbeiten 4.0 flexibler und agiler (Verlinkung). Statt mit bekannten Kollegen in festen Teams zusammenzuarbeiten, werden zukünftig immer mehr Arbeitsgruppen für Projekte von Grund auf neu gebildet. Dabei beschränkt sich die Teambildung nicht nur auf Mitarbeiter des eigenen Unternehmens. Auch Mitarbeiter aus dem Unternehmen des Kunden oder Mitarbeiter anderer Konzerne des Unternehmens werden in die Projektarbeit miteinbezogen.

ARBEITEN IN
VIRTUELLEN
TEAMS

Eine weitere Neuheit stellen sogenannte ‚Cloud-Worker‘ dar. Darunter werden Personen verstanden, die Ihre Arbeitsleistung in einer virtuellen Arbeitswelt einem Unternehmen anbieten und von diesem für bestimmte Projekte eingesetzt werden, ohne dass es einer Festeinstellung bedarf. Das birgt den Vorteil für Unternehmen schnell auf volatile Nachfrage reagieren zu können und Arbeitskraft kurzfristig ‚einzukaufen‘.

ENTWICKLUNG
BIS 2030

Die im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erstellte „Arbeitsmarktprognose 2030“ prognostiziert einen Anstieg der Beschäftigungen. Demnach kommt es zu einem überproportionalen Anstieg der Nachfrage nach hochqualifizierten Arbeitsplätzen bei gleichzeitigem Rückgang des Bedarfs an gering qualifizierten Arbeitskräften. Als florierende Wirtschaftssektoren wird neben zwölf weiteren Sektoren der IT-Sektor angesehen, Beschäftigungsverluste werden in 27 Wirtschaftssektoren, darunter die Öffentliche Verwaltung, erwartet.

FAZIT

Arbeiten 4.0 löst bei vielen Menschen unterschiedliche Emotionen aus. Einige sehen der arbeitstechnischen Revolution mit Unsicherheit und Angst entgegen. Die positiver gestimmten erkennen in dem Arbeiten 4.0 eine Chance auf mehr Unabhängigkeit und Flexibilität. Fakt ist, dass die heranschreitende Digitalisierung Routinejobs überflüssig machen werden. Eine Herausforderung wird der Wandel somit vor allem für Ungelernte und weniger qualifizierte Arbeitskräfte werden. Um auch weiterhin Bestand in der Arbeitswelt zu haben, muss verstärkt in Bildung und Weiterbildungen, und somit in den Aufbau von Human Kapital, investiert werden. Damit es zu keiner Spaltung des Arbeitsmarktes in ‚Gewinner‘ und ‚Verlierer‘ kommt, müssen frühzeitig Risiken und Potentiale identifiziert und entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Der Wandel von der Dienstleistungs- zur Wissensgesellschaft ist unaufhaltbar, wodurch eine Anpassung an die neuen Marktgegebenheiten dringend erforderlich wird.

Gelingt dieser Sprung, können Arbeitsweisen effizienter und zielorientierter gestalten werden.

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